Schädlingsbekämpfung

Da Sie Ihren Krautgarten ökologisch bewirtschaften sollen, haben Sie nur wenige Waffen gegen Pilze und Insekten im Köcher. Die sind aber trotzdem recht wirkungsvoll.

Erdraupen

Findet man grüne Kotkrümel und unregelmäßig geformte Löcher - aber keinen Schädling, dann könnte sich eine Erdraupe in der Erde verstecken.

  • Graben Sie nach! Im Spätsommer finden sie ggf. bereits die spindelförmigen rotbraunen Puppen.
  • Suchen Sie nachts mit der Taschenlampe.
  • Gießen Sie verstärkt.
  • Besprühen Sie die Pflanzen mit Wermut- oder Rainfarnbrühe.
  • Decken Sie Frühjahr die Pflanzen mit Schutznetzen ab.
  • Raupenfrei Xentari von Neudorff hilft

Nematoden

Halten Sie unbedingt eine Fruchtfolge ein! Pflanzen Sie also keine Gemüsesorte an eine Stelle, an der sie letztes Jahr schon stand! Das gilt inbesondere für alle Gemüse der Kohlfamilie. Damit beugen Sie den Nematoden = Fadenwürmern vor. Wenn die doch einmal auftreten, hilft nur eines: Auf dieser Fläche im Folgejahr kein Gemüse, sondern nur Tagetes = Studentenblume anzubauen. Es gibt auch eßbare Tagetes! Die müssen Sie aber aus Samen ziehen oder in guten Gärtnereien kaufen, weil man sie kaum in Gartencentern antrifft. Alternativ können Sie auch Zynien anbauen.

Kohlweißling

Problematisch sind die Raupen des Großen Kohlweißlings und des Kleinen Kohlweißlings. Die können sich explosionsartig vermehren und befallen alle Kohlarten. Kohl ist deswegen sehr schwierig zu kultivieren. Auch Tomaten werden vom Kohlweißling befallen!
Ein ähnlicher Schädling sind die Raupen der nachtaktiven Kohlmotte. Sie wird genauso bekämpft.

  • Machen Sie sich mit dem Aussehen der Eiergelege vertraut und kontrollieren Sie täglich die Unterseiten der Kohlblätter. Entfernen und zerdrücken Sie jedes dieses Eier.
  • Kaufen Sie im Internet ein “Kulturschutznetz” (= Insektennetz, Insektenschutznetz, Schädlingsschutznetz) und spannen Sie es über Ihr Beet (schlagen Sie aber ein paar Pflöcke als Abstandshalter ein). Diese Netze scheint es nur im Internet zu geben, Baumärkte und Gartencenter scheinen sie nicht zu kennen. Dieses Netz muß eigentlich den ganzen Sommer über Ihre Kohlpflanzen sichern.
    Das Kulturnetz darf die Blätter des Gemüses nicht berühren, sonst legen die Schmetterlinge ihre Eier einfach durch das Netz ab. Bauen Sie also mit Stäben ein Gerüst, über das sie das Netz legen!
  • Pflanzen Sie Kapuzinerkresse am Zaun oder Waldrand! Die lockt die Kohlweißlinge an und sie legen ihre Eier dann evtl. dort ab.
  • Kontrollieren Sie immer wieder die Zaunpfähle und die Unterseiten der Vorsprünge der Schuppen! Dort verpuppen sich die Raupen gerne und bereiten eine neue Generation vor. Diese Puppen sollten sie entfernen. (In der Nähe von Kohlanbau ist die Chance sehr gering, daß Sie so versehentlich eine andere Schmetterlingsart töten.)

Kartoffelkäfer

  • Kontrollieren Sie täglich die Blattunterseiten! Entfernen Sie die kleinen, gelben Eier sofort.
  • Neem-Azal spritzen.

Blattläuse

  • Seifenlauge spritzen
  • Neem-Azal spritzen.
  • Im Hochsommer (erst dann) Rhabarberblätter grob zerkleinern und mit kochendem Wasser übergießen. 3 Stunden ziehen lassen und abseihen. Das oxal-haltige Spritzwasser hilft gegen Blattläuse.
  • Es gibt einige halbwegs blattlaus-resistente Salatarten

An Kohlpflanzen in heißen Sommern findet man auch die Mehlige Kohlblattlaus (Brevicoryne brassicae). Da hilft nur abspritzen mit einem scharfen Wasserstrahl und auf Nützlinge hoffen.

Weiße Fliege:(Aleyrodes proletella) sehen aus wie blasse Nur-Flügler und sind max. 2 mm groß. Sie saugen auf den Blattunterseiten und stoben in großen Wolken auf, wenn man das Blatt bewegt. Heißen auch “Mottenschildlaus”.

  • Geruch hilft: Mit etwas Lavendelöl im Spritzwasser alle 2 Tage besprühen. Pfefferminzpflanzen, Duftgeranien oder Salbei zwischen den Kohl setzen hilft.
  • Absaugen hilt (mit einem Akku-Handstaubsauger). Erst die Pflanze schütteln und dann die Wolke einsaugen.
  • Pflanzenschutzmittel helfen: Neem und Pyrethrum (z. B. Neudosan A F, Schädlingsfrei Hortex, Spruzit). Spruzit ist nach allem was wir wissen, vollkommen harmlos. Es wird im Bio-Anbau verwendet und ist dabei zugelassen. Das ist einfach Pyrethrum (also Chrysantemenblütenextrakt, das Kindern sogar bei Kopfläusen in die Haare gerieben wird) und Rapsöl.
    Das Pyrethrum baut sich bei Licht rasch ab. Sprühen Sie die Blätter daher in der späten Dämmerung von oben und unten damit ein. Wiederholen Sie die Behandlung nach 4 und ggf. noch nach 8 Tagen, damit die neugeschlüpften Weißen Fliegen auch sterben.
  • Nützlinge helfen: Einen Blumentopf umdrehen, das Loch mit einem Korken verschließen, den Topf mit Holzwolle füllen (unten zubinden, damit nichts rausfällt) und den Topf dann auf einem Stecken zwischen die Kohlpflanzen stellen. Mit Glück siedeln sich Ohrkneifer darin an. Die fressen eine Zeitlang die Weißen Fliegen oder ihre Eier oder ihre Larven. Im Gewächshaus setzt man auch Marienkäfer und Schwebfliegen aus.
  • Die Blaue Lampionblume (Nicandra physalodes) zieht Weiße Fliegen an und vergiftet sie solange sie blüht. Sie wird ab 1,5 Meter hoch - man muß sie also im Zaum halten.

Kohlfliege (Delia Brassicae)

Sieht aus wie kleine gefleckte Stubenfliegen mit roten Augen.

  • Gelbsticker (Wirkung mechanisch). Damit erwischen Sie aber nur einen Teil der Fliegen.
  • EnviRepell/BioRepell
    (Wirkstoff: Knoblauch-Inhaltsstoffe/abschreckende Wirkung)Zulassungs-Nr. 5173-00
  • Schädlingsfrei Neem (Wirkstoff: Azadirachtin aus dem Neembaum. Wird seit Jahrhunderten in der indischen Volksheilkunde verwendet. Systemische und abschreckende Wirkung). Enthält Bitterstoffe, die u. U. den Geschmack des Gemüses verändern können, wenn die eßbaren Teile benetzt werden. Zulassungs-Nr. 4436-00.
    Quelle für Zulassungsnummern und Definitionen der Inhaltsstoffe:
    Datenbank des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit BVL: www.bvl.bund.de
  • "Giftbeere = Blaue Lampionblume" (Nicandra physaloides) (Blühende Pflanzen ziehen die Weiße Fliege an, die dann am giftigen Pflanzensaft eingehen. Wirkt womöglich auch gegen Kohlfliege. Rohe Früchte in größeren Mengen giftig! Wird von Herrn Meckler 2008 zum ersten Mal getestet; Ergebnismeldung folgt bei Verfügbarkeit.
    Erhältlich z. B. bei www.fesaja-versand.de oder www.dreschflegel-shop.de
    Sähen Sie im März/April direkt ins Beet. Sie säht sich später gerne selbst aus. Kann also sein, daß eines der Unkräuter in Ihrem Krautgarten eine wild aufgegangene Nicandra ist, die Ihr Nachbar letztes Jahr gesäht hat. Die Pflanze kann bis zu 2 Meter hoch werden - die müssen Sie also im Auge behalten und stutzen. Für die Vase eignen sich die schnell welkenden schönen Blüten nicht.
  • Kohlblätter sind natürlicherweise mit einer Wachsschicht umgeben. Wenn Sie gegen die Kohlfliege spritzen wollen (z. B. Spruzit), hilft es offenbar wenn Sie 1 Teelöffel Schmierseife pro 5 Liter Spritzbrühe beigeben. Offenbar löst das die Wachsschicht etwas - wobei das Pyrethrum-Gift eigentlich die ungewachsten Fliegen erreichen soll.

Kohlmottenschildlaus

Wenn die Kohlblätter klebrig-schmutzig sind und auf der Blatterunterseite viele 2 Millimeter große, weiße Fliegen zu sehen sind, dann zögern sie keine Sekunde:

  • Ziehen Sie gleich nach dem Pflanzen ein feinmaschiges Kulturschutznetz (= Insektennetz, Insektenschutznetz, Schädlingsschutznetz) (0,8 mm Lochweite) über die Setzlinge.
  • Neem-Azal und / oder Kaliseifenlauge alle 5- 8 Tage frühmorgens aufsprühen

Nacktschnecken

  • Nur die bösen Schnecken jagen!
    • Weinbergschnecken fressen Schneckeneier. Die sollten Sie also in Ruhe lassen und auf dem Heimweg im Wald aussetzen.
    • Andere Gehäuseschnecken fressen nicht so viel frisches Grün, die können Sie meistens ignorieren.
    • Ihr Problem sind vor allem die Nacktschnecken - und da speziell die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris). (Wobei eine Nacktschnecke, die “Große Egelschnecke” wohl auch Nacktschneckeneier frißt.)
  • Vergrämen
    • Einigermaßen gesichert ist, daß Schnecken keinen Kaffee mögen. Sammeln Sie also Ihren Kaffeesatz und streuen Sie regelmäßig (nach jedem Regen) einen Streifen Kaffeesatz um Ihre Pflanzen.
    • Angeblich mögen Schnecken keinen Kupfer. Sie können also einen blanken Kupferdraht mehrfach um Ihr Beet legen. Sie können aber auch fertige Kupfergewebe kaufen zu überraschend unterschiedlichen Preisen. Googeln Sie nach “Schneckenband, Kupferband, Anti-Schneckenband, Schneckenabwehrband”.
      Kupferionen sind prinzipiell giftig, z. B. für Fische. Kupferbänder werden auch auf Dächer zur Moosabwehr verlegt. Übertreiben Sie es also nicht mit dem Kupfer im Beet.
    • Es gibt Gartler, die aus 2 parallel aufgespannten blanken Kupferdrähten und einer Batterie einen Elektrozaun gegen Schnecken gebastelt haben. Diese Art Kupfer meiden Schnecken sicher noch mehr
    • Es gibt Schneckenzäune bei denen die Schnecke um eine nach unten umgebogene Kante kriechen muß und dabei oft herunterfällt. Hier ist aber wichtig, daß sie akribisch alle Pflanzen im Vorfeld des Schneckenzauns kurzhalten - sonst nimmt die Schnecke die bequemere Pflanzenbrücke ins Schlaraffenland.
      Schneckenzäune sind eher kostspielig. Sie können aber z. B. auch nur Ihre Salatpflanzen damit schützen. Oder den Zaun regelmäßig versetzen, um Ansaaten zu schützen.
      So ganz zuverlässig sind sie aber aber alle nicht.
    • Grobes Sandpapier unter einem waagrechten Brett am Beetrand (bietet sich vor allem für Hochbeete an) soll helfen
    • Gießen Sie nur morgens (wenn Sie die Wahl haben)! So müssen die Schnecken abends auf trockener Erde kriechen, was sie nicht mögen.
    • Ein Ring aus Ringelblumen oder Gabelzahnmoos um das Gemüse ist sehr platzintensiv - diese Pflanzen sind Schnecken aber zu bitter.
  • Fangen und töten
    • Garantiert lieben Schnecken Bier! Füllen Sie eine vergrabene Dose (mit einem Regenschutz darüber) mit verdünntem Bier. Achten Sie darauf, daß der Dosenrand etwas hochsteht, sonst fallen zuviele Käfer hinein. Sie werden so sicherlich einen guten Prozentsatz Ihrer Schneckenpopulation fangen. Leider sehen die ertrunkenen Schnecken nicht sehr angenehm aus und Sie müssen alle 1 - 2 Tage die Falle leeren, ausspritzen und neu befüllen.
    • Machen Sie es Schnecken gemütlich! Am Morgen suchen die Schnecken ein schattiges Plätzchen. Legen Sie ein paar alte Bretter oder große Blätter in Ihrem Gemüsegarten aus. Tagsüber werden Sie dann dort einige Ihrer Schnecken finden. Wie Sie dann mit den Tieren umgehen bleibt Ihrer Nervenstärke und Wut überlassen.
  • Vermehrung erschweren
    • Mulchen ist sinnvoll, weil es die Erde feucht hält und den Humusgehalt der Erde fördert. Aber Mulch ist auch ein Schnecken-Refugium. Mulchen Sie also nur eine ganz dünne Schicht. So beschattet der Mulch die Erde, trocknet aber tagsüber aus und eignet sich dann wenig als Schneckenversteck.
  • Einfach töten
    • Um sichersten ist es, eine Schnecke zu zerschneiden. Die Reste locken andere Schnecken an (kanibalisch sind sie auch noch!) - also tragen sie vorsichtige Gartler weit weg vom Gemüse.
    • Und natürlich gibt es Schneckenkorn. Der Haderner Krautgarten gestattet nur “Ökologischen Landbau” und dort sind Pestizide verboten. Es gibt aber 2 interessante Ausnahmen: Das Ferramol Schneckenkorn von Neudorf basiert auf Eisen-III-Phosphat und ist erlaubt. Außerdem gibt es noch das Schneckengranulat mit Lavandinöl von Aries. Details dazu bei der Zeitschrift Ökotest.
  • Auf die Forschung hoffen
    • Nadine Sydow von der Uni Kiel hat einen Anstrich für Schneckenzäune entwickelt, an dem angeblich sogar Schnecken abrutschen: “Schnexagon”
    • Georg Pohnert von der Uni Jena forscht an einem Oxylipin-Spray gewonnen aus dem Gewöhnlichen Gabelzahnmoos. Ehe man das Gemüse ißt, soll dieses bittere Zeug angeblich wieder abgewaschen sein - andererseits soll es eine Woche lang an den Pflanzen bappen und Schnecken abwehren.

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